Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern
Chapter 386: Dann beginnt das Fest 2
CHAPTER 386: DANN BEGINNT DAS FEST 2
Deacon presste seine Stirn weiter gegen den steinernen Boden. Die Oberfläche war rau und schnitt in seine Haut, aber er bewegte sich nicht.
Seine Knie gruben sich in die Asche, die in der Kammer verstreut war, und der Staub haftete an seiner Kleidung, überzog sie mit einem stumpfen grauen Film, der bei jeder noch so kleinen Bewegung über seine Haut kratzte.
Er blieb so still wie möglich, versuchte, sich kleiner zu machen, versuchte nicht aufzufallen, wie ein Kind, das sich in der Ecke eines Raumes versteckt.
Die Stimmen der Götter waren vor Minuten verklungen, aber ihr Echo haftete noch in der Luft. Sie waren im Klang verschwunden, aber nicht in ihrer Schwere.
Deacon konnte sie in seiner Brust spüren, wie sie auf jeden Atemzug drückten, bis das Einatmen schmerzte. Er dachte, wenn er versuchte, zu tief zu atmen, könnten seine Rippen unter dem Druck brechen.
Selbst die Luft schmeckte schwer, als trüge sie den Beigeschmack von Eisen und Rauch mit sich und erinnerte ihn daran, dass er hier von Anfang an nicht hingehörte.
Die Stille, die folgte, war schlimmer als die Stimmen. Die Stille war nicht leer. Sie war dick, als würde die ganze Kammer den Atem anhalten und auf einen kleinen Fehler warten.
Er wagte es nicht, seinen eigenen Herzschlag zu laut werden zu lassen. Er wusste, was passieren könnte, wenn er erneut ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Er hatte es zuvor gesehen – zu viele Male.
Die Asche um ihn herum war kein Schmutz. Es war das, was von Männern übrig geblieben war, die zu lange bemerkt worden waren, Männer, die glaubten, sie könnten dem Blick der Götter standhalten, und die im Raum eines einzigen Atemzugs eines Besseren belehrt worden waren.
Der Geruch von verbranntem Fleisch und altem Blut haftete noch an den Wänden. Er war stark genug, um seine Kehle zusammenzuschnüren.
Bei jedem Einatmen wollte er husten, aber selbst dieses kleine Geräusch fühlte sich an, als könnte es ihn töten. Also unterdrückte er es und zwang seine Lungen, leise zu bleiben.
Er war hierher gekommen, um Nachrichten zu überbringen, aber jetzt trug er etwas anderes. Etwas, das er nicht geplant hatte mitzubringen.
Und so sehr er es auch fallen lassen und wegrennen wollte, er konnte nicht. Angst reichte nicht aus, um es zu ersticken. Mit langsamen, zitternden Bewegungen hob er eine Hand vom Boden.
Sein Arm zitterte heftig, als gehöre er nicht einmal ihm. Das Ding, das er hielt, wäre fast herausgefallen, aber er hielt seine Finger offen und stabilisierte sie mit jedem bisschen Kontrolle, das ihm noch blieb.
Seine Stimme klang rau und gebrochen, jedes Wort kratzte an seiner Kehle.
"Meine Herren..." Er presste seine Stirn fester gegen den Stein. "Als ich hierher kam, erschien dies vor mir."
Ein gefalteter Brief ruhte in seiner Handfläche. Das Papier war dunkel und glatt, versiegelt mit schwarzem Wachs, das schwach glänzte, als wäre es nass.
Kein Wappen kennzeichnete es. Kein Design zeigte, woher es stammte. Nichts daran sah menschlich aus.
Was den Raum kälter machte, war jedoch nicht sein Aussehen. Es war das schwache Schimmern, das von ihm aufstieg, fast unsichtbar, aber unverkennbar.
Es trug einen Atem, der zu keinem Sterblichen gehörte. Die Berührung eines Gottes.
Es war keine gewalttätige Kraft. Es brüllte nicht und tobte nicht. Es war still. Geduldig. Stetig. Aber das war schlimmer.
Es war die Art von Präsenz, die ihn daran erinnerte, dass seine Knochen in einem Augenblick brechen könnten, dass nichts an seinem Körper widerstehen könnte, wenn es härter drücken wollte.
Die Kammer selbst schien sich leicht um den Brief zu neigen, die Luft verbog sich seltsam, die Kälte drang tiefer ein.
Beide Götter richteten ihre Aufmerksamkeit darauf. Allein ihr Blick ließ seine Haut kribbeln, als hätten Nadeln jeden Zentimeter von ihm auf einmal gestochen.
Hinter ihnen schwebte noch immer die Karte der Erde, schwach rot glühend mit Adern aus Licht. Rauch stieg leicht aus den Mündern von Kultisten auf, die sich heiser geschrien hatten.
Selbst die Karte schien jetzt schwächer, das Leuchten zog sich zurück, als wüsste auch sie, dass etwas Größeres die Kammer betreten hatte.
Die Stille war nicht mehr nur Stille. Deacon erkannte, dass sie zuhörte.
Valakar bewegte sich zuerst. Der massive Gott senkte seinen Kopf, seine Augen glühten schwach, als sie sich konzentrierten.
Eine bekrallte Hand hob sich, jede Klaue länger als Deacons Arm. Der Brief erhob sich von seiner Handfläche ohne Berührung, schwebte nach oben, als hätte er darauf gewartet.
Die Klauen schlossen sich behutsam darum, hielten ihn ruhig. Seine Stimme folgte, tief genug, um durch den Steinboden zu vibrieren.
"Göttlicher Atem. Offen. Unverborgen. Absichtlich."
Drosirael reagierte. Sein Umhang aus Schatten zischte, als er über den Boden kratzte, Klingen flüsterten gegeneinander.
Seine Stimme war scharf, dünn, schnitt durch die Kammer. "Ein Brief? An dich, Valakar? Jemand ohne den Mut, sich zu zeigen, wirft stattdessen Worte? Vielleicht ein Köder.
Vielleicht ein Trick. Vielleicht nichts als Verschwendung. Verbrenn ihn. Lass die Asche ihn haben. Nur Schwäche versteckt sich hinter Papier."
Valakar sah ihn nicht an. Seine Augen blieben auf das schwache Leuchten des Siegels fixiert. Das Wachs pulsierte sanft in seiner Hand, lebendig auf eine Art, die schwer zu benennen war.
Seine Worte kamen langsam, jedes einzelne sank schwer in die Luft. "Göttliche Worte zu verbrennen ist nie einfach. Ignoriere sie, und eine Kette bildet sich.
Zerreiße sie, und alte Schulden kehren zurück. Den Atem eines Gottes zu empfangen und wegzuwerfen..." Seine andere Hand verkrampfte sich am Thron, Krallen brachen durch Knochen.
"...heißt Lasten einzuladen, die selbst ich nicht tragen will."
Die Karte flackerte schwach, als würde sie zustimmen.
Drosiräels Grinsen veränderte sich, wurde kleiner, aber er trat nicht zurück. Die Ränder seines Umhangs kräuselten sich nach innen, Klingen drückten sich eng an seine Gestalt.
"Also würdest du ihn öffnen", sagte er, mit leiserer Stimme. "Du, der gerade erst aus jahrhundertelangem Schlaf erwacht ist.
Was, wenn der Absender jemand ist, den du vergessen hast? Eine alte Schuld, die du im Staub begraben hast? Was, wenn dies etwas ist, dem du dich jetzt nicht stellen kannst?"
Valakars Augen verdunkelten sich zu schwachen Gluten, flammten dann wieder hell auf wie Feuer, das sich fängt. Seine Antwort war ruhiger als zuvor, aber diese Ruhe trug mehr Gewicht, als Wut es je könnte.
"Dann werde ich mich erinnern."
Deacon schluckte schwer. Seine Kehle fühlte sich an, als würde sie in der Stille widerhallen. Sein ganzer Körper zitterte, die Muskeln schmerzten vom Versuch, still zu bleiben.
Valakars Blick löste sich schließlich von dem Brief und landete auf ihm. Dieser Blick zerdrückte ihn, presste seine Brust flach gegen den Stein.
"Du hast deine Pflicht erfüllt", sagte Valakar. Die Worte waren kein Dank. Sie waren endgültig. "Wenn der Marsch beginnt, wirst du vorne gehen."
Die Bedeutung traf Deacon auf zwei Arten zugleich. Stolz durchströmte ihn, ausgewählt worden zu sein, die Ehre, gesehen zu werden.
Aber es war vergiftet durch Terror, denn an der Spitze zu gehen bedeutete, der erste zu sein, der von Feinden gesehen wurde, der erste, der fallen würde.
Ehre und Tod in einem Satz verpackt. Seine Stimme zitterte, aber er zwang sie trotzdem heraus. "Ja, mein Herr."
Valakar hob eine Hand. Die Schatten, die die Kammer füllten, verdichteten sich und schoben Deacon rückwärts.
Sie trugen ihn langsam, aber bestimmt zu den Knochentüren am Ende der Halle. Er bewegte sich mit ihnen, den Kopf noch immer gesenkt, nie wagend aufzustehen. Er schlurfte rückwärts, bis die Türen sich hinter ihm schlossen und ihn in die Dunkelheit hinaus versiegelten.
Die Stille dehnte sich wieder aus. Drinnen erfüllte nur das Zischen von Drosiräels Umhang und das Knistern brennender Überreste die Halle.
Valakar hob seine bekrallte Hand. Der Brief schwebte höher, das Siegel brach ohne Berührung auseinander.
Schwarze Flocken trieben wie Asche herab und verschwanden, bevor sie den Boden berührten. Das gefaltete Papier breitete sich in der Luft aus, schwach glühend mit einem Licht, das kein Feuer war.
Worte bildeten sich auf der Seite. Sie waren nicht geschrieben, sondern ins Dasein gebrannt, schwach golden glühend. Sie veränderten sich ständig, widersetzten sich sterblichen Augen, aber sie blieben lange genug, um gelesen zu werden.
Die erste Zeile ätzte sich klar ein:
"Wenn du dieser Welt noch einmal etwas antust. Werden einige meiner engen Freunde und ich dafür sorgen, dass du für immer schläfst."
Die Kammer erstarrte. Die Karte flackerte, als sei ein Atemzug hindurchgegangen. Selbst die letzten noch lebenden Kultisten, ihre Körper gebrochen und ihre Gebete schwach, verstummten unter dem Gewicht der Worte.
Drosiräels Umhang peitschte einmal. Seine Klingen schrammten mit einem Zischen wie Messer auf Stein aneinander. Seine Stimme klang scharf, Zorn überdeckte Unruhe.
"Leere Drohungen. Nichts weiter. Die gleichen Rätsel, die unsere Feinde immer benutzten, wenn sie zu schwach zum Kämpfen waren.
Alte Tricks, um uns auf Schatten starren zu lassen. Verbrenn es und zerstreue die Asche. Rätsel verbergen nichts als Angst."
Valakar wandte seine Augen nicht von dem Brief ab. Die glühenden Worte pulsierten einmal, wurden heller, dann wieder schwächer wie langsames Atmen.
Seine Stimme kam jetzt leiser, aber kälter. "Nein. Keine Tricks. Keine Schwäche. Dies ist keine Herausforderung. Dies ist eine Erinnerung."
Drosirael neigte leicht den Kopf, die Lippen kräuselten sich zurück. "Eine Erinnerung woran?"
Valakars Krallen gruben sich in den Thron und spalteten ihn unter seinem Griff weiter. Seine Augen brannten schärfer, als er sprach.
"An Schulden, die ich vergessen habe."
Der Brief pulsierte noch einmal, nun stetig, als würde er zustimmen.
Die Stille, die folgte, war kein Triumph. Es war kein Sieg.
Es war das Gewicht von etwas anderem, etwas Beobachtendem, etwas, das sie nicht erwartet hatten, das ohne zu fragen in die Kammer trat.
Die noch lebenden Kultisten pressten sich flach gegen den Boden. Keiner wagte es, laut genug zu atmen, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Selbst die Karte schwebte ohne einen Laut, ihr Glühen gedämpft, als wolle sie nicht unterbrechen.
Valakars Klauen bewegten sich gegen den Brief, und das schwache Leuchten der Worte blieb stetig, unnachgiebig. Das Gewicht in der Luft verblasste nicht.