Incubus Leben in einer Welt von Superkraft-Nutzern
Chapter 396: Elowen, Deine Töchter werden ohne Dich verwelken
CHAPTER 396: ELOWEN, DEINE TÖCHTER WERDEN OHNE DICH VERWELKEN
Die Leere um sie herum atmete wie ein lebendiges Wesen. Der zerbrochene Himmel über ihnen verschob und zerbrach ständig, Splitter von Erinnerungen blitzten wie zerbrochenes Glas, Spiegelungen falteten und zerstreuten sich, bevor sie sich wieder zu gezackten Stücken formten.
Unter ihren Füßen pulsierten die Wurzeln jenes endlosen Baumes schwach, grüne Adern leuchteten im Takt mit Elowens ruhigem Atem, gleichmäßig wie ein Herzschlag, der zu etwas gehörte, das größer war als die Welt.
Um sie herum wanden sich die Lichtflüsse durch die Dunkelheit, flossen gegen die Schwerkraft, spiralten näher, als wären sie begierig zu sehen, welche Frau sie zuerst befehligen würde.
Sie standen einander gegenüber, regungslos, ihre Silhouetten scharf gegen die zitternde Leere. Zwei Stürme warteten auf den Moment, in dem sie zusammenbrechen würden.
Elowen bewegte sich zuerst. Sie hob eine Hand, ihre Handfläche geöffnet, und die Wurzeln unter ihr antworteten sofort.
Eine Wand aus Dornen schoss nach oben, dick und verworren, mit Licht durchsetzt, das durch jede scharfe Kante lief.
Sie erhob sich hoch über sie, krümmte sich wie eine lebende Barrikade, und als einer der Flüsse sich ihrem Ruf entgegenbeugte, zog sie ihn in die Dornen.
Das leuchtende Wasser ergoss sich in die grüne Wand, bis die gesamte Masse ächzte und knackte und in einer einzigen fegenden Strömung nach vorne brach.
Die Flut donnerte über die Arena, eine Flut aus Licht vermischt mit dem Geräusch von Wurzeln, die die Leere aufrissen.
Das Rauschen hallte weit, wie kollidierende Ozeane, wie ein Wald, der sich auf einmal selbst aus der Erde reißt.
Lilith zuckte nicht zusammen. Sie veränderte weder ihre Haltung noch hob sie ihre Hände. Ihr Körper verschwamm, ihre Umrisse bogen sich wie Rauch, und die Sturzflut ging durch sie hindurch, als wäre sie nichts als eine Fata Morgana.
Die Wand und die Lichtflut krachten auf die Plattform, zersplitterten zu Funken und explodierten in nutzloser Brillanz nach außen.
Liliths wahre Gestalt trat einige Meter entfernt aus dem Dunst, und zwei weitere traten mit ihr.
Jetzt drei von ihr, alle bewegten sich im Rhythmus, ihre Augen scharf und amüsiert, ihre Stimmen hallten zusammen in Tönen, die sich überlagerten, bis sie die Luft zerschnitten.
"Du bist schwerer geworden, Elowen", sagten sie, fast spielerisch. "Aber schwerer ist nicht immer stärker."
Ihre Worte waren nicht grausam, aber sie waren dazu gedacht zu reizen, zu testen.
Elowen antwortete nicht sofort. Sie blickte nach unten, ihr Blick wurde für den schwächsten Moment sanfter, als er auf der Wurzel unter ihren Füßen verweilte.
Das Leuchten darin pulsierte heller, als atme es mit ihr. Dann drückte sie ihren nackten Fuß hinein, ruhig und bedächtig, als erinnere sie die Leere daran, wo sie stand.
Die Arena verschob sich. Ranken sprossen aus der Wurzel, eilten in jede Richtung wie Adern, die über Glas rissen.
Sie kletterten die verspiegelten Wände des zerbrochenen Himmels hoch, umschlangen jede Spiegelung, rissen sie eine nach der anderen auseinander, bis die falschen Liliths zerbrachen und sich in Funken auflösten.
Das Lachen der Illusionen verstummte, und als die letzte fiel, blieb nur eine einzige Lilith übrig.
Elowens Stimme folgte, ruhig und sicher. "Aber schwerer ist schwieriger zu bewegen."
Lilith lächelte spöttisch, ihre purpurnen Augen glänzten. Ihr Körper verschwamm wieder, teilte sich in ein Dutzend Selbst, die das Schlachtfeld umkreisten.
Jede flüsterte, jede Stimme krümmte sich nah an Elowens Ohr, scharf wie Messer oder sanft wie Geheimnisse.
"Elowen, deine Töchter werden ohne dich verwelken."
"Elowen, er sieht dich nicht so, wie du es dir wünschst."
"Elowen, du bist nur stark, wenn jemand anderes dich verwurzelt."
Die Stimmen überlagerten sich, manche grausam, manche freundlich, alle schwer. Sie landeten wie vergiftete Samen, gemacht, um sich tief einzugraben, um sie stolpern zu lassen.
Elowens Augen schlossen sich. Sie zog einen gleichmäßigen Atemzug, obwohl ihre Hände an ihren Seiten leicht zitterten. Ihre Haltung brach nie. Die Leere zitterte mit ihrer Entschlossenheit.
Aus den Wurzeln brach ein Baum aus Licht hervor, sein Stamm stieg hoch auf, Äste breiteten sich aus, bis sie die Arena mit einem Baldachin aus Grün füllten.
Jeder Ast reichte weit, fegte über das Schlachtfeld und krachte durch falsche Liliths, eine nach der anderen. Illusionen zerbrachen in Funkenschauern, zerbrachen wie Glas unter einem Gewicht, das zu schwer zu tragen war.
Die Hälfte von ihnen verschwand, zerrissen durch das unerbittliche Wachstum der Äste. Die übrigen lachten zusammen, scharf und grausam, ihr Klang füllte die Leere auf eine Weise, die es schwer machte zu sagen, woher er kam.
"Stärker, ja", hallten die Stimmen wider, "aber nicht unerschüttert."
Elowens Wimpern flackerten, ihre Augen öffneten sich ruckartig. Und dann erstarrte sie.
Am fernen Rand der Arena, jenseits des Baldachins und der Lichtflüsse, stand Ethan. Sein dunkles Haar fing das Schimmern des zerbrochenen Himmels ein, sein Gesicht ruhig, aber von etwas Rohem gezeichnet.
Seine Lippen bewegten sich, ihr Name entglitt in der Stimme, die sie zu gut kannte.
"Elowen."
Ihre Kontrolle schwankte. Für den kürzesten Moment zögerten ihre Wurzeln, Äste bogen sich, als wären sie zwischen Wahrheit und Illusion zerrissen.
Aber nur für einen Moment.
Ihr Atem wurde wieder gleichmäßig. Das Licht um sie herum wogte heftig und wild. Wurzeln peitschten vorwärts, Windungen schnellten über die Arena, schlugen auf die Gestalt des Jungen ein, bis sie wie Glas zersplitterte und zu Staub zerfiel, der sich über die Leere verteilte.
Ihre Stimme durchschnitt, tief und scharf. "Benutze ihn nicht."
Die Illusionen kräuselten sich, zitterten leicht. Liliths wahre Gestalt neigte den Kopf, ihr purpurner Blick leuchtete schärfer, ihr Lächeln krümmte sich.
"Gut", murmelte sie, sanft, aber mit Schärfe. "Noch immer wach."
Der Zusammenstoß vertiefte sich. Wurzeln brachen wie Speere nach oben, rissen Löcher durch gespiegelte Himmel.
Äste verwoben sich zu dicken Wänden um Elowen, Schilde schnappten wie Rüstung an ihren Platz. Als Antwort fegten Liliths Illusionen in Wellen herab, Glashimmel zerbrachen und formten sich bei jedem Schlag neu, füllten die Luft mit Scherben, die gleichermaßen durch Ranken und Blätter schnitten.
Jedes Mal, wenn Elowen zuschlug, riss die Leere unter ihrem Gewicht. Jedes Mal, wenn Lilith verschwamm, erblühten neue Spiegelungen, grausames Lachen webte sich durch sie.
Ihre Kräfte kollidierten nicht mehr – sie falteten den Raum selbst, bogen ihn hin und her, bis die Leere um sie herum wellte und sich verzerrte.
Wurzeln peitschten Flüsse zu Peitschen. Illusionen verwandelten Himmelssplitter in Klingen. Grünes Licht loderte, purpurne Schatten zischten, und die zwei Stürme drückten gegeneinander, keiner wich, keiner brach.
Für lange Momente verzehrte das Duell den Raum. Jeder Zug beantwortet, jeder Schlag pariert. Ihr Kampf war kein Chaos – es war Rhythmus, ein Muster, das nur zu denen gehörte, die zu oft zuvor die Klingen gekreuzt hatten.
Und dann, langsam, begann der Sturm nachzulassen.
